Zivilcourage und sozialer Mut
„Zivilcourage ist die ‚kleine Tat’ von wenigen, die viel bewirken kann. Die Furcht wird überwunden, wenn ein erster Schritt getan ist und viele dem Beispiel folgen.“ (Meyer, Dovermann, Frech, Gugel: Zivilcourage lernen; Tübingen 2004)
Eingreifen? Na klar – aber wie?
Überall wo Menschen zusammen leben, arbeiten, agieren, können Situationen entstehen, die mit Diskriminierung, Beleidigungen, Gewalt einhergehen. Situationen, die schwer einzuschätzen sind oder die Konfliktpotenzial bieten. Sei es im privaten Umfeld, im Beruf, auf der Straße, im Bus… jede und jeder hat wahrscheinlich schon solche Momente erlebt, in denen er oder sie gerne eingegriffen hätte, es aber - warum eigentlich? - nicht getan hat. Was dann zurück bleibt, ist meist ein schales Gefühl und Unzufriedenheit mit sich selbst.
Sich äußern, sich einmischen, eingreifen - das erfordert Zivilcourage. Nicht um Heldentum geht es, sondern um überlegtes und beherztes Handeln wenn eine akute Situation es erfordert. Schnelles aber vor allem richtiges Eingreifen ist gefragt, um erfolgreich zu intervenieren. Nur: Wie kann ich hilfreich eingreifen, ohne mich selbst dabei zu gefährden?
Im Zivilcourage-Impuls-Training ‚Eingreifen? Na klar – aber wie?’ werden Verhaltensweisen geübt, die zivilcouragiertes Eingreifen in Gewalt- oder Diskriminierungssituationen ermöglichen. Mut, innere Ruhe und das Erkennen eigener Grenzen als Grundlage für überlegtes Handeln werden reflektiert, die Behauptung der eigenen Grenzen gegenüber anderen wird geübt.
Das Training setzt auf der gedanklichen Ebene, beim Verhalten und bei der Selbsterfahrung an. Hierzu bedient es sich einer Bandbreite an pädagogischen und Moderationsmethoden.
Methodisch schwerpunktmäßig arbeiten wir mit praktischen Trainingsformen und situativen Übungen, die durch theoretische Sequenzen eingeführt oder ergänzt werden. Dabei ist immer der persönliche Themenbezug der Teilnehmenden wichtig. Es geht darum, individuelle und jeweils passgenaue Interventionsmöglichkeiten aufzuzeigen und zu erproben.
Das klassische Göttinger Zivilcourage-Impulstraining ist für Erwachsene konzipiert. Ich biete angepasste Workshops und Trainings auch für Kinder und Jugendliche (ab etwa 10 Jahre) an.
Zivilcourage in der Schule
Schule bietet in vielerlei Hinsicht Anlass und Rahmen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Zivilcourage.
Zivilcourage als demokratische Tugend:
Im Rahmen von Lehrangeboten wie ‚Demokratielernen’ spielt das Thema Zivilcourage eine tragende Rolle. Demokratie ist ohne Zivilcourage nicht denkbar. Gerne wirke ich bei der Konzeption und Durchführung von Projekten oder Lehreinheiten zum Thema „Zivilcourage“ mit. Durch ein Trainings- oder Workshopangebot wird den Schülerinnen und Schülern nicht nur grundlegendes Wissen über Zivilcourage vermittelt werden; sie sollen auch dazu angeregt werden, im Alltag verstärkt soziale Verantwortung zu übernehmen und sich verantwortlich einzumischen, wenn es darum geht Gewalt und Diskriminierung zu verhindern und ein demokratisches und tolerantes Miteinander zu leben.
Zivilcourage – mutig das Wort erheben:
Schule ist nicht nur Lern- sondern auch Lebensraum. An der kontinuierlichen Weiterentwicklung des sozialen Miteinanders können alle Beteiligten am System Schule - Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Eltern - mitwirken. Voraussetzung hierfür ist offene und transparente Kommunikation in alle Richtungen und gruppenübergreifend. Dies ist nicht immer leicht, fehlt doch oft der Mut, sich selbst konstruktiv-kritisch anderen gegenüber zu äußern. Schülerinnen und Schüler gegenüber Lehrerinnen und Lehrern, Eltern gegenüber Lehrenden, Lehrende gegenüber Eltern. Im Rahmen eines Zivilcouragetrainings kann geübt werden, auch im Umgang miteinander Zivilcourage zu zeigen, offener zur eigenen Meinung zu stehen und so zu einem Klima des konstruktiven Miteinanders zu finden.
Zivilcourage im schulischen Alltag:
Nicht zuletzt ist Schule auch Arbeitsort. Hier wie überall im beruflichen Alltag können unterschiedlichste Situationen in unterschiedlichsten Dimensionen Zivilcourage als Bestandteil eines angemessenen Handlungsrepertoires erfordern: In Konfliktsituationen von oder mit Schülerinnen und Schülern während des Unterrichts oder der Pausenaufsicht, in Gesprächsrunden im Kollegium, in der Auseinandersetzung oder Konfliktsituationen mit Eltern. Gewalt, diskriminierendes Verhalten oder Mobbing machen nicht vor dem Schultor und auch nicht vor der Tür des Lehrerzimmers halt.
Zivilcourage stellt für Lehrende gleich in zweifacher Hinsicht eine soziale und überfachliche Handlungskompetenz dar: zum einen als persönliches Handlungsrepertoire im beruflich-schulischen Alltag, zum anderen als eine Erweiterung der eigenen Lehrkompetenz.
Ein Zivilcourage-Training im Kollegiumskreis bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch zu ausgewählten Ansatzpunkten in diesem Zusammenhang. Inhalte könnten beispielsweise die Schärfung von Wahrnehmung und Sensibilität in Bezug auf Diskriminierungs- und Gewaltsituationen, der Umgang mit eigenen Wertehaltungen und Standpunkten, das Erkennen und Durchsetzen eigener Grenzen, deeskalierende Kommunikation und verbale Verteidigung, Erarbeitung individueller Interventionsmöglichkeiten oder Handlungsstrategien entsprechend dem spezifischen Bedarf .